Tesla musste einem Kunden den Kaufpreis für ein vollautonomes Auto (FSD) im Wert von 10.000 US-Dollar zurückerstatten, nachdem ein Schiedsverfahren ergab, dass der Autohersteller das versprochene Produkt nicht geliefert hatte. Die Entscheidung unterstreicht die zunehmende Kritik an Teslas FSD-Programm und dessen anhaltende Unfähigkeit, die beworbenen Fähigkeiten zu erfüllen – insbesondere das Versprechen des unbeaufsichtigten autonomen Fahrens.
Teslas Versprechen zum vollautonomen Fahren: Eine Geschichte enttäuschter Erwartungen
Seit 2016 behauptet Tesla, alle von ihm produzierten Fahrzeuge seien mit Hardware ausgestattet, die durch zukünftige Software-Updates vollautomatisches Fahren ermöglichen würde. Das Unternehmen bewarb sein FSD-Paket – das im Laufe der Jahre zwischen 8.000 und 15.000 Dollar kostete – massiv als Mittel, um autonomes Fahren durch Over-the-Air-Updates zu ermöglichen.
Doch fast ein Jahrzehnt später hat Tesla dieses Versprechen nicht eingelöst. Stattdessen hat das Unternehmen die erforderliche Hardware wiederholt überarbeitet und die ursprünglichen HW2- und HW2.5-Computer durch neuere HW3-Einheiten ersetzt. Dennoch räumte CEO Elon Musk Anfang 2025 öffentlich ein, dass auch HW3 nicht ausreichen würde, um echte autonome Fähigkeiten zu erreichen, was darauf hindeutet, dass zukünftige Hardware-Upgrades notwendig sein würden. Bis Mitte 2025 hat Tesla keinen umfassenden Plan zur Nachrüstung von Fahrzeugen mit aktualisierten Systemen angekündigt.
Neue Tesla-Modelle werden zwar bereits mit HW4-Hardware ausgeliefert, deren Einführung 2023–2024 beginnen soll, doch Daten deuten darauf hin, dass die neueste Software in Kombination mit HW4 nur eine begrenzte Autonomie erreicht – im Durchschnitt nur 800 Kilometer zwischen kritischen Unterbrechungen. Dies liegt weit unter der Reichweite unbeaufsichtigter Autonomie und wirft ernsthafte Fragen darüber auf, ob die aktuellen Konfigurationen in der Lage sind, Teslas langjährige Versprechen zu erfüllen.

Zunehmende Kundenfrustration und rechtliche Herausforderungen
Während Tesla seinen FSD-Fahrplan immer weiter verzögert und umstrukturiert, wächst die Frustration unter den Kunden, die Tausende von Dollar für eine Funktion bezahlt haben, die sich noch im Beta-Stadium befindet. Einer dieser Kunden, Marc Dobin aus Washington, entschied sich, Teslas Marketing- und Lieferpraktiken durch ein Schiedsverfahren anzufechten – ein Rechtsweg, den Tesla in seinen Kaufverträgen vorschreibt und der Sammelklagen oder herkömmlichen Gerichtsverfahren effektiv vorbeugt.
Dobin, ein erfahrener Anwalt mit umfassender Schiedsgerichtserfahrung, kaufte 2021 ein Tesla Model Y und zahlte 10.000 Dollar für das FSD-Paket. Für ihn und seine Frau – deren Mobilität nachließ – war FSD nicht nur eine Innovation, sondern eine potenzielle Lebensader für die unabhängige Fortbewegung.
Doch die Realität entsprach nicht Teslas Verkaufsargument. Dobin fand heraus, dass der Zugang zur FSD-Beta hinter einem undurchsichtigen „Sicherheits-Score“-System verborgen war, das Tesla während des Kaufprozesses verschwieg. Schlimmer noch: Selbst im aktivierten Zustand erforderte FSD eine ständige Überwachung des Fahrers – ein Widerspruch zum Versprechen des Unternehmens, ein autonomes Fahrerlebnis zu ermöglichen.

Schiedsverfahren deckt Lücken in Teslas Dokumentation und Strategie auf
Unbeirrt von Teslas vertraglichen Hürden leitete Dobin ein Schiedsverfahren ein. Nach fast einem Jahr fand eine Beweisanhörung per Zoom statt. Tesla präsentierte nur einen Zeugen – einen Außendiensttechniker, der zugab, keine direkten Kenntnisse über die Fahrzeugausstattung zu haben, Dobins Fahrtenbücher nicht eingesehen zu haben und mit der FSD-Konfiguration im Fahrzeug nicht vertraut zu sein. Der Techniker hatte weder Kontakt zum Verkaufspersonal noch kannte er die beim Kauf verwendete Vertragssprache.
Obwohl Tesla zwei Anwälte – darunter einen externen – anwesend hatte, gab keiner von ihnen eine Aussage ab und unterstützte die Aussagen des Technikers nicht wirksam. Dobin beschrieb die Anhörung als ein krasses Beispiel für die mangelnde Vorbereitung des Unternehmens:
„Er war Servicetechniker, kein Anwalt oder Verkäufer. Tesla hat ihn als menschlichen Boxsack eingesetzt – unvorbereitet, wichtige Fragen zu beantworten, und gezwungen, ein System zu verteidigen, das er offensichtlich nicht verstand.“
Der Schiedsrichter stellte sich schließlich auf die Seite von Dobin und schrieb in seiner Entscheidung:
„Die Beweise sind überzeugend und zeigen, dass die Funktion nicht funktionsfähig, betriebsbereit oder anderweitig verfügbar war.“
Infolgedessen wurde Tesla dazu verurteilt, die vollen FSD-Kosten von 10.000 US-Dollar zuzüglich der anfallenden Steuern zu erstatten und fast 8.000 US-Dollar an Schiedsgebühren zu übernehmen – Kosten, die das Unternehmen aufgrund seiner eigenen Schiedsklauseln zu zahlen hat.
Auswirkungen für Tesla und andere FSD-Käufer
Teslas Niederlage im Schiedsverfahren könnte einen wichtigen Präzedenzfall schaffen, insbesondere da immer mehr Kunden vom FSD-Erlebnis enttäuscht sind . Da Millionen von Fahrzeugen mit leistungsschwacher Hardware ausgestattet sind und es einen vagen Plan für zukünftige Nachrüstungen gibt, sieht sich Tesla einer zunehmenden Haftung gegenüber – sowohl in Bezug auf seinen Ruf als auch finanziell.
Viele Kunden haben bereits erhebliche Aufpreise für FSD bezahlt, in der Annahme, dass sich die Funktion eines Tages zu echter Autonomie entwickeln würde. Doch die Entwicklung verlief langsam und intransparent. Einige fordern daher eine Rückerstattung, während andere rechtliche Schritte oder öffentliche Kritik in Erwägung ziehen.
Kunde Brent Teal kommentierte:
Ich habe mir ein Model 3 hauptsächlich wegen des autonomen Fahrens gekauft. Tesla erlaubte mir jedoch nicht, es auf ein neues Auto umzurüsten, bot mir aber nur drei Monate nach dem Verkauf meines Autos die Umrüstung an. Ich bin jetzt blind. Ein echtes selbstfahrendes Auto hätte mein Leben verändert.
Teslas Position: Eine kostspielige Anpassungsverweigerung?
Trotz der wachsenden Unzufriedenheit verteidigt Tesla FSD weiterhin in Schiedsverfahren, anstatt pauschale Rückerstattungen oder freiwillige Rückkäufe anzubieten. Diese Strategie könnte kurzsichtig sein. Kritiker weisen darauf hin, dass Tesla durch die Anfechtung dieser Ansprüche weitaus mehr verliert, als durch kundenorientierte Lösungen.
Dobins Fall verdeutlicht die Risiken von Teslas aktuellem Vorgehen. Berichten zufolge gab das Unternehmen mehr für das Schiedsverfahren aus als für die Rückerstattung selbst – zwei Anwälte mussten eine Rückerstattung von 10.000 Dollar anfechten. Das wirft die Frage auf: Warum nicht einfach den Kunden das Geld zurückerstatten, wenn das Produkt die Erwartungen nicht erfüllt?

Fazit: Ein entscheidender Moment für Teslas FSD-Zukunft
Teslas Umgang mit seinem Programm für vollautonomes Fahren erreicht einen kritischen Wendepunkt. Veraltete Hardware, ungelöste Upgrade-Pläne und zunehmende rechtliche Herausforderungen führen zu einer Glaubwürdigkeitskrise für das Unternehmen. Kunden wie Marc Dobin geben sich nicht mehr mit vagen Versprechungen und Beta-Tests zufrieden – sie fordern Rechenschaft und greifbare Ergebnisse.
Sofern Tesla nicht entschiedene Maßnahmen ergreift – etwa Rückerstattungen anbietet, Nachrüstpläne klarstellt oder den Verkauf von FSD einstellt, bis das Fahrzeug einen sinnvollen Autonomiestandard erreicht –, riskiert das Unternehmen, das Vertrauen seiner Stammkunden zu untergraben und sich noch mehr rechtlichen Herausforderungen zu stellen.
Autor: Lay Wen
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